Projekt Beschreibung

Inselsaphir

Der 3. Fall für Wibben und Weerts

inselsaphir

Worum es geht

Ostfriesland. Insel Borkum. Wir schreiben das Jahr 2019. Und wir schreiben das Jahr 1919. Gelingt es, in der Gegenwart ein Verbrechen aufzuklären, das weit zurück in der Vergangenheit begangen wurde?

Eigentlich möchte Hilke Wibben, Journalistin im Ruhestand, in einem Borkumer Hotel einen erholsamen Wellnessaufenthalt verbringen. Kaum dort angekommen, wird ihr jedoch aus unbekannter Quelle ein Kollier aus Saphiren zugespielt, mit der Bitte, es seinen wahren Besitzern zurückzugeben. Außerdem soll sie herausfinden, was damals mit einer gewissen Hannah geschah – ohne auch nur die geringsten Anhaltspunkte zu haben, um wen es sich bei dieser Frau gehandelt haben könnte. War sie womöglich in ein Verbrechen verstrickt, das zur Zeit der Weimarer Republik in eben diesem Hotel verübt wurde?

Gemeinsam mit ihrem Neffen, dem Schmuckhändler Franziskus Weerts, beginnt Hilke zu recherchieren – und ahnt nicht, dass sie sich dabei selbst in große Gefahr begibt.

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Leseprobe

Insel Borkum, im Juni 1919

„Mach Platz, Mädchen, mach Platz! Was stehst du hier denn rum wie Piksieben?!“ Marie schnappte erschrocken nach Luft. Rasch tat sie einen großen Satz zur Seite, damit sie nicht vom vorbeieilenden Fuhrwerk erfasst wurde.

Sie verzog gequält das Gesicht. Das Klackern der Hufe und das Rattern der Räder klangen unerträglich laut in den Ohren des Mädchens. So wie sie alles an diesem Morgen als unerträglich empfand. Vor allem ihre Angst.
Dass sie nun am ganzen Leib zitterte wie Espenlaub, war jedoch nicht ihrer Angst, sondern dem rücksichtslosen Verhalten des Kutschers geschuldet. Keinen Deut hatte der seine Pferde gezügelt, nachdem er sie bemerkt hatte. Rund fünfzig Meter weiter aber drosselte er die Geschwindigkeit im Nu und machte sogar noch einen Bückling, als ein elegant gekleidetes Ehepaar seinen Weg kreuzte.
Maries Hand krampfte sich um den Griff ihres abgenutzten ledernen Koffers, der das Wenige beinhaltete, was sie in diesem Leben besaß. Sie schluckte schwer und verspürte einen dicken Kloß im Hals, als ihr Blick nun die Fassade des mehrere Stockwerke hohen, schneeweißen Gebäudes hinaufwanderte, vor dem sie bereits seit einigen Minuten stand. Nie im Leben hätte sie sich ausmalen können, dass das Hotel Bachmaier, welches das größte und prächtigste der Insel war, einmal ihre Arbeitsstätte sein würde. Doch genau das war es ab heute, hatte ihr Onkel zu ihr gesagt, als er sie aus seinem Haus fortschickte. Die Furcht vor dem, was sie hinter diesen Mauern erwarten würde, schnürte Marie die Kehle zu. Wie sehr wünschte sie sich, dass alles wieder so sein könnte wie vor dem großen Krieg, als sie mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder eine einfache, aber stets heimelige Kate auf dem Festland bewohnt hatte. Wie glücklich ihre Kindheitsjahre gewesen waren, hatte sie erst begriffen, als dieses Glück mit einem Mal zerstoben war, fortgetragen von Krieg, Krankheit und Armut. Kaum in die Schlacht gezogen, waren Vater und Bruder den Heldentod gestorben und hatten Mutter und sie alleine und verzweifelt zurückgelassen. Nie mehr hatte sich ihre Mutsch, wie Marie sie stets liebevoll genannt hatte, von diesem bösen Schachzug des Schicksals erholt. Nur wenige Wochen nach dem Ende des alles zerstörenden Krieges war sie achtunddreißigjährig an der Schwindsucht zugrunde gegangen und hatte ihre fünfzehnjährige Tochter mittellos ihres Weges geschickt.
Ein kräftiger, wenn auch warmer Windstoß verfing sich in Maries schlichtem Kleid aus grobem Leinen und bauschte es von unten auf. Rasch strich sie es wieder über die Knie. Verstohlen sah sie sich um, ob vielleicht jemand für diesen kurzen Moment ihrer nackten Beine ansichtig geworden war, doch schien ihr keiner Beachtung zu schenken. Warum auch, dachte sie mit einem flauen Gefühl im Magen, schließlich nahm sie sich zwischen all den schmucken Leuten, die sich hier zur Sommerfrische tummelten, doch aus wie eine graue Maus.
Sie drehte sich zur See herum und schaute sehnsüchtig einem größeren Passagierschiff hinterher, das mit ihr unbekanntem Ziel durchs Wasser pflügte. Seinem Schornstein entwich tiefschwarzer Rauch, der sogleich in Fetzen gerissen und vom Wind davongetragen wurde. Ach, was hätte sie dafür gegeben, jetzt an Bord sein und einfach davonfahren zu können! Gewiss war alles besser als das, was sie hier auf Borkum erwartete.
„Bist wohl neu hier“, hörte sie eine Stimme neben sich sagen.
Marie drehte sich um. Vor ihr stand ein etwas zerlumpt aussehender junger Mann, der einen kleinen Leiterwagen voller Gerümpel hinter sich her zog und auf einem Grashalm kaute. Er mochte in etwa so alt sein wie sie. Sein schmuddelig weißes Leinenhemd steckte nachlässig in der ausgefransten Hose und er lief barfuß. Auf dem Kopf trug er eine Schiebermütze, die er nun abnahm. Er musterte sie abschätzig, während er sich mit seiner schmutzigen Hand durch die dunklen Locken fuhr. „Und?“
„Was und?“, fragte Marie schnippischer als beabsichtigt.
Der Junge nickte zum Hotel rüber. „Warum gehst du nicht rein?“

  • 300 Seiten
  • Deutsch

Moin.

Vielen Dank, dass Sie sich für meine Bücher interessieren.

Ich wünsche gute Unterhaltung!

„So einfühlsam gestaltet, dass man sich ohne Probleme in die damalige Zeit reinversetzen und sie vor seinen geistigen Augen wie Momentaufnahmen eines historischen Films sehen kann. Sehr authentische Geschichte, plastisch und spannend dargestellt, detailreich, einfühlsam und fesselnd.“

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