Projekt Beschreibung

Flutrubin

der 2. Fall Wibben und Weerts

flut rubin

Worum es geht

Wir schreiben das Jahr 2017. Und wir schreiben das Jahr 1717.

Dramatische Szenen spielen sich ab, als in der Nacht zum 25. Dezember 1717 tosende Wassermassen über die Deiche der Nordseeküste treten. In den Marschgebieten Ostfrieslands verlieren hunderte Menschen ihr Leben.

Auch verschlingt die Flut das Eigentum zahlloser Küstenbewohner, darunter das zum Familienschmuck des Marschbauern Aiko Ukena gehörende Rubinarmband. Es bleibt für drei Jahrhunderte verschollen.
Erst im Januar 2017 taucht dieses Armband während einer Schmuckauktion in London wieder auf.
Schmuckhändler Franziskus Weerts ersteigert es für eine astronomische Summe – nur um es wenig später durch einen brutalen Raubmord wieder zu verlieren. Gemeinsam mit seiner Tante, der pensionierten Journalistin Hilke Wibben, beschließt Franziskus, diesem Verbrechen im heimischen Ostfriesland auf den Grund zu gehen. Denn wieder ist es die Familie Ukena, die in diesem Fall eine Schlüsselrolle zu spielen scheint.
  • E-Book
  • Taschenbuch

Leseprobe

Lientje zögerte kurz, sah verstohlen zur Tür und lauschte. Dann jedoch griff sie nach dem an einer langen Kordel hängenden Schlüssel der Truhe, drehte ihn in den schmiedeeisernen Beschlägen zweimal um sich selbst und hob schließlich mit einem Ächzen den schweren, in den Furnieren knarzenden Deckel an.

Sie selbst war es gewesen, die auf Geheiß der Bäuerin den Leinenbeutel mit dem Familienschmuck gefüllt und sorgsam in einer Ecke der Truhe verstaut hatte. Zielsicher griff sie also hinein und nestelte den Beutel hervor. Mit bebenden Fingern zog sie die Schnüre auseinander, und schon im nächsten Moment wog sie das Rubincollier in der Hand. Kühl und schwer lag es auf ihren Fingern, seine Steine funkelten im Licht der Kerzen in einem tiefen Rot.
Ein ungeheuerlicher Wunsch nahm in Lientjes Kopf Gestalt an. Er war so ungeheuerlich, dass sie am ganzen Körper zu zittern begann. Und wenn ich nur einmal, dachte sie, nur ein einziges Mal … Sie wollte ja schließlich nichts stehlen. Nein, es ging ihr doch nur um das Gefühl. Ganz bestimmt sogar ging es ihr nur um das Gefühl, einmal etwas so Kostbares am Körper zu tragen.
Noch ehe sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, schlich sie wie ein gemeiner Dieb auf Zehenspitzen zum Spiegel hinüber, obwohl es ausgeschlossen war, dass sie jemand hörte. Und selbst wenn jemand das Knarren der Holzdielen vernahm, so würde er sich doch keine Gedanken darum machen, denn schließlich wusste jedermann, dass die Magd hier unten noch zu tun hatte.
Lientjes Atem ging schwer, als sie das Geschmeide in beide Hände nahm und es wie einen zerbrechlichen Schatz um ihren zarten, bleichen Hals legte. Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis der goldene Verschluss mit einem kaum hörbaren Klicken bekundete, dass er fest verhakt war.
Wie schwer das Collier war! Verzückt strich Lientje mit einer zärtlichen Geste ihrer Finger über die dunkelroten Steine, die kalt auf ihrer Haut lagen. Dann riss sie ihre Haube vom Kopf, griff sich ins lange, blonde Haar und hielt es nach oben, sodass es ein wenig so aussah, als habe sie es zu einer kunstvoll drapierten Hochfrisur gesteckt. Ja, nun sah sie tatsächlich so aus wie eine vornehme Dame. Sie befand mit einem Lächeln, dass es ihr gar nicht einmal so schlecht zu Gesicht stand.
Kichernd befestigte sie auch das Armband an ihrem Handgelenk, und als sie wenig später den Ring über den Finger ihrer rechten Hand schob, da war es ihr, als würde sie plötzlich in einem weitschwingenden Kleid aus elfenbeinfarbener Spitze in einer mit Blumen ausgeschmückten Kirche stehen, ihre tränenverschleierten Augen zu ihrem in einen edlen Stoff gekleideten Bräutigam gehoben, der zärtlich ihre Hand in der seinen hielt. Ihre Blicke versanken ineinander, sie bot ihm ihre sorgsam geschminkten Lippen dar …
Zu spät bemerkte Lientje, dass der Sturm wieder mit Macht an den Fensterläden zerrte, zu spät hörte sie das Gurgeln des Wassers, das sich bereits seinen Weg um den stattlichen Hof herum bahnte und zunächst in leisen Rinnsalen unter der Haustür hervortrat. Viel zu sehr war sie in ihre romantischen Träumereien versunken, als dass sie sich des Wassers bewusst geworden wäre, das in den Ritzen des Holzbodens versank, bis diese ausgefüllt waren, woraufhin sich die schlammige Brühe Zoll für Zoll an den Wänden hocharbeitete, sich schließlich anschickte, die Treppenstufen zu erklimmen – und sich plötzlich, von einem Moment auf den anderen, mit einem Seufzen wieder aus dem Haus zurückzog. Doch tat sie dies nur, um draußen all ihre Kräfte zu vereinen, sich zu einer teuflisch hohen Welle aufzutürmen, um dann wenig später mit solch einem Krachen Türen und Fenster des Hauses zum Bersten zu bringen, dass man glaubte, die ganze Erde würde aus den Fugen gerissen.
  • 333 Seiten
  • Deutsch

Moin.

Vielen Dank, dass Sie sich für meine Bücher interessieren.

Ich wünsche gute Unterhaltung!

„Elke Bergsma ist es in “Flutrubin” hervorragend gelungen, die heutige Zeit mit der Vergangenheit zu verknüpfen. Das Buch wird immer spannender, je weiter man liest. Das Schicksal der Sturmflutopfer ist ergreifend dargestellt. Absolut klasse! Danke, Frau Bergsma. Ich freue mich schon auf Ihr nächstes Buch.“

Weitere Bücher: