Projekt Beschreibung

Meeresklagen

der 23. Fall für Büttner und Hasenkrug

Freuen Sie sich auf einen Gastauftritt von Kultfigur Uroma Wübkea und auf Trude, den Familienzuwachs der Büttners.

meeresklagen

Worum es geht

Nach einem Containerunglück auf der Nordsee wird an der Knock bei Emden die über Bord gegangene Fracht angeschwemmt – mit einem einzelnen, ganz offensichtlich zu einem Leichnam gehörenden Arm.

Erste Spuren führen David Büttner und Sebastian Hasenkrug in den Krummhörner Küstenort Loquard sowie zu einem jüngst aus einer Papenburger Werft überführten Kreuzfahrtschiff. Doch als sich herausstellt, dass es sich bei dem Opfer um einen als vermisst gemeldeten höheren Ministerialbeamten handelt, zieht das Landeskriminalamts den Fall an sich und erklärt die Emder Kommissare für nicht mehr zuständig. Von dieser „Suspendierung“ angemessen unbeeindruckt, ermitteln Büttner und Hasenkrug trotzdem weiter – was zu nicht unerheblichen Spannungen führt.

Freuen Sie sich auf einen Gastauftritt von Kultfigur Uroma Wübkea und auf Trude, den Familienzuwachs der Büttners.

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Leseprobe

Wie so oft an diesem Küstenstreifen, herrschte ein frischer Wind, der angesichts der sommerlichen Hitze eine angenehme Abkühlung garantierte. Es war ablaufend Wasser, dutzende Vögel pickten ihr Frühstück aus dem feuchtschimmernden Schlick.

Leider wurde dieses friedliche Bild gestört durch zahllose Farbtupfer, die wohl von dem angeschwemmten Treibgut aus den havarierten Containern herrührten. Es war ein Anblick des Jammers.
Büttner lief über die zu dieser Zeit noch verwaiste Terrasse des Restaurants in nördlicher Richtung. Der Boden in den Salzwiesen war überzogen mit rosafarbenen und weißen Blüten, in der Luft lag der intensive Geruch der zahlreich vorhandenen Heckenrosen sowie von Meer und Salz. Unter und auf dem Deich schlängelte sich eine Menschenkarawane in beide Richtungen. Der ein oder andere Zeitgenosse trug Gartenzwerge auf dem Arm. Die nicht jugendfreien Fundstücke, von denen Jette gesprochen hatte, versteckten sich vermutlich in den Taschen der Sammler.
Am Ende des Deiches angekommen, konnte Büttner aus erhöhter Position einen Blick auf den Strand werfen. Auch dort war das sonst so herrlich ursprünglich daliegende Stück Natur übersät mit knallbuntem Treibgut. Von hier oben sah es aus, als hätte jemand ein paar Flugzeugladungen Legosteine abgeworfen.
Der Strand war weiträumig mit rotweißem Flatterband abgesperrt, und etliche Kollegen in Uniform waren dabei, ihn von den Menschenmassen zu räumen; was offensichtlich nicht bei allen Neugierigen gut ankam, denn sie leisteten teils verbalen, teils sogar körperlichen Widerstand. Auch die Spurensicherung war bereits eingetroffen, das Weiß ihrer Schutzanzüge hob sich scharf gegen den tiefblauen Himmel ab.
Büttner bahnte sich einen Weg durch die sandigen, dicht mit Strandhafer bewachsenen Dünen. Am Strand angekommen, zeigte er einem Kollegen seinen Dienstausweis, woraufhin der das Flatterband anhob und ihn durchließ.
„Ach, Hasenkrug, da sind Sie ja“, begrüßte er seinen Assistenten, der ihm entgegenkam. „Sind Sie schon länger hier?“
„Moin, Chef. Lange genug, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.“ Hasenkrug kraulte Heinrich, der interessiert an einer Tube Gleitgel schnüffelte, den Kopf.
„Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?“, fragte Büttner.
„Dass man die Knock großräumig absperren sollte, um dem Katastrophentourismus Einhalt zu gebieten“, erwiderte Sebastian Hasenkrug. Er machte eine ausschweifende Bewegung mit dem Arm. „Viel zu viele Leute trampeln hier alles kaputt. Die uneigennützigen Müllsammler in Ehren, sie leisten wirklich gute Arbeit. Aber die meisten hier haben ganz offensichtlich nur eines im Sinn: möglichst viel abzustauben und sich mit ihrer Beute auf einem Selfie zu verewigen. Wenn man sie beobachtet, könnte man annehmen, das alles hier sei das reinste Entertainment.“ Er grinste, als er hinzufügte: „Um sie zu verscheuchen, habe ich den Strand weiträumig absperren lassen. Ich überlege, die“, er zeichnete Anführungsstriche in die Luft, „Schutzzone bis zum Restaurant ausweiten zu lassen.“
„Warum tun Sie es dann nicht?“, fragte Büttner.
„Sie wären damit einverstanden?“
„Ich halte es sogar für unsere Pflicht. Gucken Sie sich doch nur mal an, was hier schon alles niedergetrampelt wurde. Sorgen Sie dafür, dass mindestens für die nächsten beiden Tage Ruhe ist.“
„Mit welchem Argument?“
„Tatortsicherung. Dann können auch die Müllsammler ihre Arbeit tun, ohne von den Sammelwütigen belästigt zu werden. Nach dem Wochenende hat sich die Aufregung hoffentlich gelegt.“
„Da werden sich die eigens angereisten Touristen aber schön ärgern.“
„Das ist der Plan, Hasenkrug, das ist der Plan.“ Büttner schaute sich um. „Ist unsere Gerichtsmedizinerin noch gar nicht eingetroffen?“
„Nein.“
„Findet sie keinen Parkplatz?“
„Frau Doktor Wilkens hat keinen Grund gesehen, hierher zu kommen.“
„Ach ja? Hat sie eine Allergie gegen Leichen entwickelt, oder was?“
„Schauen Sie selbst.“ Hasenkrug lief ihm voraus zu einer Stelle, an der jede Menge Müll angeschwemmt worden war. Büttner musste seiner Tochter recht geben, hier sah es tatsächlich so aus, als wäre ein Erotikshop explodiert. Leicht bekleidete Frauen lächelten ihm von Plastikverpackungen verheißungsvoll entgegen, so manches Liebesspielzeug sowie diverse Dessous hatten sich aus ihrer Verpackung befreit und nahmen sich in dieser Umgebung ein wenig deplatziert aus. Zwischen allem steckten und lagen Gartenzwerge im Sand und erweckten mit ihrem debilen Grinsen den Eindruck, als hätten sie in dieser Höhle des Lasters eine Orgie gefeiert. Für Journalisten bot dieser Anblick eine kaum zu toppende Steilvorlage für eine schlüpfrig-ironische Berichterstattung.
„Und wo ist nun unsere Leiche?“, fragte Büttner.
Hasenkrug zuckte die Schultern. „Das wissen wir nicht.“
„Wie bitte? Hat sie schon wieder jemand verschusselt?“ Mit Grausen erinnerte er sich an einen erst wenige Monate zurückliegenden Fall auf der Insel Baltrum, bei dem ein Mordopfer auf dem Weg in die Gerichtsmedizin verschwunden war.
„Nein, sie ist nie hier angekommen“, antwortete sein Assistent.
„Verstehe ich jetzt nicht. Und warum sind wir dann hier?“
Sebastian Hasenkrug trat noch ein paar Schritte vor, dann zeigte er auf eine zugemüllte Stelle im Sand, neben dem ein einsames Schild mit der Nummer eins darauf stand. „Deshalb sind wir hier.“
Auch Büttner trat nun näher heran. Zunächst konnte er nichts Besonderes entdecken, dann jedoch zog er eine Grimasse und sagte: „Ist das alles?“ Er zog Heinrich zurück, der aufgeregt anfing, zu schnüffeln.

  • 300 Seiten
  • Deutsch

Moin.

Vielen Dank, dass Sie sich für meine Bücher interessieren.

Ich wünsche gute Unterhaltung!

„Die beiden Akteure Büttner und Hasenkrug in Ihrem Element. Es ist amüsant und erfrischend zu lesen. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten. Ein dickes Lob an die Schriftstellerin.“

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