Projekt Beschreibung

Verloren im Eis

Ein Arktis-Thriller

verloren im eis

Worum es geht

Was geschah damals im ewigen Eis? Warum ist ihr Freund Markus nie von der Exkursion nach Spitzbergen zurückgekehrt?

Seit Jahren spürt Janka, dass sich hinter seinem Verschwinden ein furchtbares Geheimnis verbirgt, doch die Exkursionsteilnehmer schweigen beharrlich. Sie ahnt nur, dass es in der lebensfeindlichen Eiswüste zu einem folgenschweren Unglück gekommen sein muss. Als zwei der ehemaligen Studenten den Tod finden, deutet alles auf Selbstmord hin. Einzig Janka hat Zweifel an dieser Theorie. Doch wie kann sie Gewissheit erlangen und weitere Todesfälle verhindern? Zu spät bemerkt sie, dass auch sie längst ins Visier des Täters geraten ist. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

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Leseprobe

Je weiter sie kamen, desto beschwerlicher wurde der Weg. Entlang der Felswände hieß es, achtsam zu sein, denn ab und zu platzten Steine ab und sprangen in die Tiefe. Entsprechend holprig gestaltete sich der Marsch über den mit Geröll übersäten Pfad. Es war ein einziges Kraxeln, Stochern und Stolpern.

Saibling führte sie am Fuß des De-Geer-Fjells entlang, dessen Steilwände an die Mauern eines Tempels erinnerten: breit, mächtig, schroff und einschüchternd. Die Treibeisschollen in der Bucht wurden mehr, und immer wieder stoben Wasserfontänen empor, wenn lastwagengroße Stücke aus der Eiswand brachen und ins Meer stürzten. Die Wellen schossen mit Windeseile in alle Richtungen und jagten die ganze Gruppe in wilder Flucht vor sich her den halben Hang hinauf. Das Gelände stieg nun merklich an. Unter der Schnee- und Eisdecke zu ihren Füßen floss lautlos der Thomson-Fluss, dessen Schlammlast das Wasser zum Fjord hin bräunlich verfärbte. Abseits des Ufers wurde der Schnee tiefer, in manchen Senken sogar hüfthoch, und die ganze Gruppe quälte sich keuchend und ächzend den Hang hinauf.
Markus tastete in seiner Jackentasche nach den Müslicrackern, die er dort verstaut hatte, um jederzeit etwas essen zu können. Führte man seinem Körper bei der klirrenden Kälte nicht regelmäßig Kalorien zu, dann stellte sich, so hatte es ihnen der Professor erklärt, eine bleierne Erschöpfung ein. Aus demselben Grund blieb man so viel wie möglich in Bewegung, denn auch ein allzu langes Stillstehen konnte über kurz oder lang gefährlich werden.
„Um diese Jahreszeit ist der Weg extrem beschwerlich“, erklärte Saibling überflüssigerweise. „Der Schnee liegt an vielen Stellen hüfthoch. Normalerweise bewegt man sich auf Spitzbergen nur mit Motorschlitten fort.“ Er grinste. „Aber es hat mich interessiert zu erfahren, wie belastbar Sie sind.“
„Ja, vielen Dank auch“, brummte Markus, und auch von seinen Kommilitonen kam ein nicht zu überhörendes Murren. Er kniff die Augen zusammen, als er während dieser kurzen Pause die Gletscherbrille abnahm, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. Augenblicklich begannen seine Augen vom grellen Weiß der Landschaft zu schmerzen. Rasch setzte er sie wieder auf, denn mit Schneeblindheit war nicht zu spaßen.
Nicht weit von ihnen schillerte das zerklüftete Eis des Nordenskjöldbreen in einem satten Türkis. Bedingt durch die Sonne, die bis tief hinein in die Gletscherspalten reichte, funkelte und blitzte es, als hätte jemand ein Feuerwerk gezündet. Alles sah so lebendig und beweglich aus, und doch war hier nichts außer einer Eismasse von unfassbarer Ausprägung und Dichte.
(…)

 

Bald darauf standen sie am Nordrand des Nordenskjöldbreen und starrten mit angehaltenem Atem auf die zerklüftete Landschaft aus Tausenden von Spalten und Rissen, aus denen das Rauschen des Schmelzwassers ertönte.
„Oh je, hier möchte ich nicht reinfallen“, murmelte Leo.
„Am Kingsbreen ist mal ein polnischer Forscher verunglückt. Er stürzte fast vierzig Meter tief in eine Spalte“, dozierte Saibling.
„Und?“, fragte Helena leise.
„Das Rettungsteam brauchte mehr als drei Tage, um seinen Leichnam zu bergen.“
Alle schwiegen betroffen. Schließlich verkündete der Professor, dass es genug für heute sei und sie zum Ufer zurückkehren würden.
„Hier unten machen wir Rast und warten auf die Ankunft der Zodiaks“, sagte Saibling nach einem beschwerlichen Rückmarsch. „Genießen Sie solange das Naturschauspiel.“
Wie zur Bestätigung brach ein Riesenstück aus der Gletscherfront und jagte eine Fontäne von vielleicht vierzig Metern in die Höhe. Es dauerte etwas, bis die Fontäne in den Fjord zurückgestürzt war und sie erkennen konnten, wie der sich vor ihnen beständig hob und senkte, als würde er atmen.
Völlig erschöpft lehnte sich Markus an einen Felsbrocken, dessen schroffe Konturen spitz aus dem Schnee herauslugten. Nachdem er ein paar Müslicracker verzehrt und den in der Thermoskanne inzwischen erkalteten Tee getrunken hatte, machte sich eine bleierne Müdigkeit in ihm breit – die er jedoch sofort wieder vergaß, als er, einem mächtigen Tosen folgend, seinen Blick hob. Ein weiteres Stück war aus der türkis gleißenden Eisfront gebrochen, so groß wie zwei Autobusse. Und abermals schien es den Fjord zu zerreißen, bevor dieser zu seiner Ruhe zurückfand und der gigantische Eisbrocken nun als imposanter Eisberg hinaustrieb.
„Was ist das für ein Rauschen?“, fragte Silja in die entstandene Stille hinein. Sie sah sich so verunsichert um, als erwartete sie, dass im nächsten Moment eine Flutwelle um die Ecke rollte.
„Das sind Schmelzwasserströme“, erklärte Professor Saibling. „Das Wasser fließt Kilometer breit an den Spalten und an der Frontseite des Gletschers hinab. Man kann es kaum sehen, weil die Farbe des Eises es verschluckt. Aber wenn es ganz still ist, dann hören wir es.“
Markus wurde ganz mulmig bei der Vorstellung, in eine dieser Spalten zu geraten und dort womöglich für die nächsten tausend Jahre zu liegen
„Nun gucken Sie doch nicht alle so betreten“, lachte der Professor. „Bislang ist mir noch keiner meiner Studenten in einer Spalte verlorengegangen.“
Beflügelt von der ihn umgebenden übernatürlichen Schönheit kehrten Markus’ Kräfte wieder zurück. Nervös fingerte er nach seinem Fotoapparat, den er in einer der Außentaschen seines Rucksacks verstaut hatte. Diesen Anblick musste er festhalten, um ihn, sobald es möglich war, mit Janka zu teilen.
Er schaute sich um und entdeckte am Übergang des Gletschers zum Ufergeröll mehrere größere Eisblöcke, von denen aus man gewiss einen ganz wunderbaren Blick auf die Gletscherfront hatte. Er rappelte sich auf, ignorierte die schmerzenden Muskeln, seinen immer noch keuchenden Atem. Von einer plötzlichen Euphorie gepackt, stapfte er durch den Schnee, steuerte einen der mannshohen Eisblöcke an und begann ihn zu erklettern.
Saibling starrte indes unentwegt in Helenas Richtung und reagierte zunächst nicht auf ihn. Als aber Markus ein vergnügtes „Heja!“ von sich gab, schaute er stirnrunzelnd auf. Markus grinste. Er hörte noch ein: „Seien Sie vor…!“ – dann war ihm plötzlich, als würde er eingesaugt.

  • 30 Seiten
  • Deutsch

Moin.

Vielen Dank, dass Sie sich für meine Bücher interessieren.

Ich wünsche gute Unterhaltung!

„Anders als gewohnt von Elke Bergsma. Aber Klasse gemeistert. Der Anfang kam schon geheimnisvoll und mysteriös rüber. Die Beschreibung der Landschaft und der Arktis Suuuuuuuper. Konnte mir alles plastisch vorstellen.”

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